Halles Uni in den “Jahreszeiten” der Wende

von 29. September 2009

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Mauerfalls findet an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) eine Sonderaustellung mit dem Titel "Ohnmacht und Erneuerung. Die friedliche Revolution an der Martin-Luther-Universität" statt. Vom 2. Oktober bis 15. November sind zeitgeschichtliche Exponate zu diesem Thema an der Universität zu sehen.

In der Sonderaustellung wird an die ereignisreiche Zeit vom Sommer 1989 über den Herbst und Winter bis zum Frühling 1990 erinnert. Dabei erhebt das Konzept der Ausstellung nicht den Anspruch, lückenlos und vollständig die Ereignisse darzustellen. Vielmehr soll durch typische Eindrücke und Einblicke der Verlauf der friedlichen Revolution an der halleschen Universität greifbar gemacht werden.

Der Leiter der Zentralen Kustodie, Dr. Ralf-Torsten Speler, gibt einen ersten Einblick: "Unter den originalen Exponaten befinden sich Transparente aus den Kundgebungen, Fotos und Dokumente sowie alte Ausgaben der Universitätszeitung als sozialistisches Zentralorgan zu den Ereignissen an der Universität zur Wendezeit. Außerdem wird es einen Dokumentarfilm geben, der ein Interview von Mitgliedern der 'Initiativegruppe zur Erneuerung der Universität' zeigen wird."

Im Rahmen der Eröffnung der Sonderaustellung am 1. Oktober um 17.30 Uhr wird die Installation eines symbolischen Runden Tisches eingeweiht. Gestalter ist der renommierte Grafiker und Designer Lutz Grumbach. Die Stahlkontsruktion hat einen Durchmesser von sechs Metern und soll nicht nur als Blickfang auf die Ausstellung aufmerksam machen. "Diese Installation auf einem öffentlichen Platz wie dem Universitätsplatz soll auch die Bedeutung der Diskussionen an den Runden Tischen symbolhaft darstellen", so Speler.

Zur Eröffnung der Ausstellung erfolgt die Begrüßung durch Dr. Ralf-Torsten Speler und den Rektor der Universität, Prof. Wulf Diepenbrock, der ein Grußwort an die Gäste richtet.

In Anlehnung an die vier Jahreszeiten, die in der Ausstellung mit dem Sommer 1989 beginnen, wird der Verlauf des Übersprungs des Freiheitsgedankens auf die Universität und die Demokratisierung in den Strukturen der Hochschule veranschaulicht. An der Universität häuften sich damals die "besonderen Vorkommnisse" wie das Verlassen der DDR, parallel zu den Protesten und Demonstrationen, die im ganzen Land stattfanden.

Im Herbst desselben Jahres bildeten sich Gruppen parteiloser Universitätsangehöriger, die sich für grundsätzliche Veränderungen einsetzten, während die DDR-Bürger auf den Straße für die Zulassung des "Neuen Forums" demonstrierten. Im Oktober wurde die "Initiativgruppe zur Erneuerung der Universität" gegründet.

Der Umbruch im Winter mit dem Fall der Berliner Mauer brachte auch den offenen freien Dialog an die Universität. Die "Initiativgruppe" lud alle Universitätsangehörigen zur ersten nicht "von oben" angeordneten Vollversammlung ein.

Mit dem erneuernden Frühling begann auch an der Universität eine neue Zeit. Ein Besuch der "Initiativgruppe" an der Phillipps-Universität in Marburg brachte neue Vorstellungen von der Struktur einer Universität. Neben der Aufarbeitung der Vergangenheit wurden bereits klare Forderungen für die strukturelle und personelle Erneuerung gestellt. Der Weg von der Ohnmacht zur Erneuerung an der halleschen Universität soll durch die "Jahreszeiten" der Veränderungen anschaulich gemacht werden.

Parallel zur Ausstellung gibt es eine Vortragreihe zu verschieden Themen der politischen Wende 1989/90. Jeweils donnerstags werden an fünf Terminen Wissenschaftler ihre Forschungsergebnisse dem interessierten Publikum präsentieren.

Ausstellungsdauer und -Ort:
2. Oktober bis 15. November 2009
Museum universitatis, Löwengebäude
Universitätsplatz 11, 06108 Halle

Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag von 11 bis 13 Uhr und 14 bis 18 Uhr Sonntag 14 bis 18 Uhr

Vorträge zur Ausstellung:
Donnerstags, 18.00 Uhr, Löwengebäude

8.10.2009 – Hörsaal XIVa/b
Dr. med. Horst Hennig, Generalarzt a. D., Köln "Wie kam ein hallescher Student nach Workuta?"

15.10.2009 – Hörsaal XII
Dipl.-Ing. Detlef Vreisleben, Köln
"Technik des MfS"

22.10.2009 – Hörsaal XIII
Dr. Petra Hoffmann, Halle
"Von der Montagsdemo zur Demokratie. Tagebuchnotizen 1989/1990"

12.11.2009 – Hörsaal XIII
Dr. Sibylle Gerstengarbe, Halle
"Opposition, Widerstand und Verfolgung an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg in den Jahren
1945 bis 1961"

15.11.2009 – Hörsaal XIII
Dr. Steffen Reichert, Halle
"Operationsgebiet Campus. Die Überwachung der Martin-Luther-Universität durch die Staatssicherheit"