Erste Ausgabe der “Saale-Zeitung” entdeckt

von 22. Februar 2011

Wonach Zeitungsforscher oft vergeblich forschen sind erste oder fehlende Nummern historischer Zeitungen. Durch Zufall wurde jetzt bei der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB) die Probenummer der Zeitung "Der Bote für das Saalthal" vom 2. Februar 1867 entdeckt.

Bei Recherchen im "Hallischen Tageblatt" von 1867 wurde, vermutlich als Beilage eingebunden zwischen den Seiten des 3. und 5. Februar, die erste Probenummer der Zeitung "Der Bote für das Saalthal" gefunden. In allen bisher bekannten Nachschlagewerken war keine Überlieferung von Originalen dieses Blattes bekannt. Die Zeitung, vier Seiten stark im Folio-Format (entspricht etwa der Größe DIN A3), erschien im Verlag Otto Hendel, der seinen Sitz in Halle, Moritzzwinger 12, hatte. "Der Bote" sollte zweimal wöchentlich erscheinen, und zwar am Mittwoch und Samstag. Aber erst 1873 setzt im siebenten Jahrgang die Überlieferung der Originale ein, da heißt das Blatt schon "Saale-Zeitung". Über ihr Schicksal in den vorausgegangenen Jahren und das Datum des Titelwechsels ist nichts bekannt. Mit Lücken befindet sich die "Saale-Zeitung" ab 1873 beim Stadtarchiv, ab 1876 bei der Universitäts- und Landesbibliothek.

Parallel zur Zeitung "Der Bote für das Saalthal" gab es in Halle 1867 nur zwei weitere Zeitungen: "Hallisches Tageblatt" (als Fortsetzung von "Hallisches patriotisches Wochenblatt") und die "Hallische Zeitung". "Da der Zeitungsmarkt damals anscheinend sehr eng war, um neue Leserschichten zu erschließen, bestand für den Verlag ein größeres Risiko, eine dritte Zeitung in Halle zu etablieren. Von daher lässt sich auch die Intention des Hendel-Verlages erklären, die Zeitung nicht nur in Halle erscheinen zu lassen, sondern das Verbreitungsgebiet auf das Saaletal auszudehnen", sagte ULB-Mitarbeiter Manfred Pankatz.

"In der Jubiläumsausgabe vom 1. November 1917 zum 50-jährigen Bestehen der ,Saale-Zeitung' lesen wir, dass die erste reguläre Ausgabe des ,Boten für das Saalthal' tatsächlich erst am 1. November 1867 erschienen ist. Dies ist durch einen Reprint in der Jubiläumsausgabe dokumentiert. Bis auf leichte Veränderungen im Satz und einer Aktualisierung der Datumsangaben ist der Reprint mit der Probenummer vom 2. Februar deckungsgleich. Wir vermuten, dass ,Der Bote' zum 150. Gründungsjubiläum des 1717 gegründeten Verlages Otto Hendel erscheinen sollte", so Pankatz. "Warum zwischen der ersten Probenummer vom 2. Februar und der regulären ersten Ausgabe am 1.November neun Monate verstrichen sind, lässt sich aus der Jubiläumsausgabe vom 1. November entnehmen. Da heißt es, dass die Zeitungsgründung in keine günstige Zeit fiel, dass sich die Nachwirkungen des Deutschen Krieges von 1866 auswirkten, neue Kriegssorgen die Unternehmerkraft lähmten und Missernten im Herbst zu einer starken Teuerung der Lebensmittel führten."

Im Gegensatz zum "Hallischen patriotischen Wochenblatt" konnte sich der "Bote für das Saalthal", später weitergeführt als "Saale-Zeitung", am Zeitungsmarkt behaupten und wurde erst im Verlauf des II. Weltkriegs eingestellt. Wirtschaftlich gefestigt, konnte die "Saale-Zeitung" 1927 die "Allgemeine Zeitung für Mitteldeutschland" übernehmen. Weiteren Zeitungsgründungen anderer Zeitungsunternehmer war um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert bis in die zwanziger Jahre nur ein kurzfristiger Erfolg beschieden.

Da auch die "Hallische Zeitung", später "Hallesche Zeitung", 1930 eingestellt wurde, blieben bis in die Kriegszeit nur noch die "Hallischen[n] Nachrichten", 1889 gegründet als "General-Anzeiger für Halle und den Saalkreis" als ernsthafte Konkurrenz bestehen.

Die "Saale-Zeitung", die ab 1934 "Mitteldeutschland/Saale-Zeitung" hieß, wurde am 15. Mai 1941 eingestellt.