Nachwuchsprobleme bei der Polizei Sachsen-Anhalt

Nachwuchsprobleme bei der Polizei Sachsen-Anhalt
Olaf Sendel. Foto: DPolG
von 9. August 2024

… der „negative Doppelwums“ einer Personalentwicklung mit Ansage!

 

Gerade in der gegenwärtigen politisch und gesellschaftlich sehr angespannten Situation wird immer deutlicher, dass die Polizei des Landes Sachsen-Anhalt vor erheblichen Herausforderungen steht. Die vorhandenen Personalprobleme sind nicht neu, sondern werden seit Jahren mitgeschleppt, ohne dass eine Lösung sich erkennbar abzeichnet.

Die Folge: Die Arbeitsbelastung der verbleibenden Kolleginnen und Kollegen steigt, zusätzliche Dienstschichten müssen geleistet werden, der Polizeiberuf wird von den Arbeitszeiten her immer familienunfreundlicher, Karrieremöglichkeiten tendieren gegen Null, da seit Jahrzehnten nur bruchstückhaft Beförderungsmittel zur Verfügung gestellt werden und die Unzufriedenheit der Beschäftigten ist unüberhörbar.

Schon heute ist absehbar, dass sich die bestehenden Probleme weiter verschärfen werden, wenn auf der einen Seite sehr viele Kolleginnen und Kollegen die Polizei verlassen und in den Ruhestand gehen und auf der anderen Seite weiterhin sehr viele Auszubildende und Studierende der Landespolizei ihren Beruf buchstäblich hinschmeißen, durch die Prüfungen fallen und entlassen werden. Das ist sozusagen der „Doppelwums“ einer negativen Personalentwicklung! Es ist ein Zustand eingetreten, der nicht länger hinnehmbar ist, nicht für die Bevölkerung unseres Bundeslandes, um deren Sicherheit es letztlich geht, aber auch nicht für die vielen Polizistinnen und Polizisten im Land, die tagtäglich versuchen, das Beste aus der sehr bescheidenen Situation zu machen!

Olaf Sendel als Landesvorsitzender der DPolG ist von diesem negativen Trend nicht überrascht.

„Dem öffentlichen Dienst und damit auch der Landespolizei gelingt es verständlicherweise nicht mehr so gut, junge Menschen für sich zu gewinnen. Der Polizeiberuf ist zwar schön, aber unattraktiv! Schon vor Jahren wurde das Weihnachtsgeld gestrichen und nur bruchstückhaft wieder gewährt. Auch das Urlaubsgeld wurde komplett gestrichen, das Pensionsalter angehoben und nicht unwichtig zu wissen ist, dass im bundesweiten Vergleich aller Polizeien in Sachsen-Anhalt die niedrigste Ausbildungsvergütung gezahlt wird. Schlimmer noch, die Auszubildenden und Studierenden müssen den für den Polizeidienst zwingend erforderlichen PKW-Führerschein und auch die Ausbildung zum Rettungsschwimmer selbst bezahlen. Allein das dürfte mit gut 4.000 Euro aufwärts zu Buche schlagen. Und schließlich sind Nachtschichten, Wochenend- und Feiertagsdienste auch nicht gerade das, was sich junge Menschen wünschen. Wem Familie, Kinder und Freundschaften wichtig sind, der ist bei der Polizei in Sachsen-Anhalt schon wegen der familienunfreundlichen Arbeitszeiten fehl am Platz. Leider scheint diese Tatsache an den Köpfen der verantwortlichen Politiker abzuprallen. Die Realität wird anscheinend nicht erkannt und dann wundert man sich, wenn die Bewerberzahlen sinken oder Auszubildende und Studierende kündigen“, so Sendel!