Leopoldina hat neue Präsidentin

Leopoldina hat neue Präsidentin
Portraitfoto Bettina Rockenbach (c) Anna Kolata Leopoldina
von 26. September 2024

Bettina Rockenbach zur neuen Präsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina gewählt

 

Prof. Dr. Bettina Rockenbach wird neue Präsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Der Senat der Akademie wählte die Wirtschaftswissenschaftlerin heute in geheimer Abstimmung. Bettina Rockenbach tritt am 1. März 2025 die Nachfolge von Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug an. Der Paläoklimatologe Gerald Haug führt die Akademie seit 2020 und scheidet nach einer Amtszeit aus. Bettina Rockenbach übernimmt die XXVIII. Präsidentschaft der Leopoldina. Sie ist die erste Frau an der Spitze der Akademie. Bettina Rockenbach ist Professorin für Verhaltens­ökonomie an der Universität zu Köln und Senior Research Fellow am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschafts­gütern in Bonn. Die feierliche Amtsübergabe findet am Freitag, 21. Februar 2025 in Halle (Saale) statt.

„Bettina Rockenbach ist eine exzellente Vertreterin ihres Faches. Sie hat als langjährige Prorektorin für Forschung und Innovation der Universität zu Köln sowie als Mitglied des DFG-Senats einen großen Erfahrungsschatz im Wissenschaftsmanagement gesammelt. Sie ist sowohl in der deutschen Wissenschaft als auch international hervorragend vernetzt“, sagte der amtierende Präsident der Leopoldina Prof. (ETHZ) Dr. Gerald Haug nach der Wahl. „Die Findungskommission hat dem Senat mit Bettina Rockenbach eine Wissenschaftlerin zur Wahl vorgeschlagen, die für ihr integratives Denken, ihre ausgewogene Argumentation und einen partizipativen Führungsstil bekannt ist“, ergänzte Gerald Haug.

Nach ihrer Wahl sagte Bettina Rockenbach: „Ich danke dem Senat der Leopoldina für das mir durch die Wahl entgegengebrachte Vertrauen und freue mich als Akademiepräsidentin den durch meine Vorgänger erfolgreich eingeschlagenen Weg weiter auszubauen und zugleich neue Akzente zu setzen. Ich möchte an die hervorragende Arbeit von Gerald Haug anknüpfen und die Leopoldina noch stärker in das Bewusstsein der Öffentlichkeit rücken. Als Nationale Akademie der Wissenschaften ist die Leopoldina für Politik und Gesellschaft eine der ersten Adressen für den unabhängigen wissenschaftlichen Diskurs in Deutschland. Ich möchte erreichen, dass die wissenschaftliche Diskussion zu den gesellschaftlichen Herausforderungen und Handlungsoptionen noch stärker in die Kommunikation mit Politik und Gesellschaft einfließt. Angesichts des globalen Charakters der drängenden Zukunftsfragen ist es mir wichtig, die Kooperationen mit den nationalen und internationalen Partnern weiter zu stärken. Ich freue mich darauf, in meiner Amtszeit die Zusammenarbeit mit den Nachwuchswissenschaft­lerinnen und Nachwuchswissenschaftlern zu intensivieren.“ Bettina Rockenbach wurde 2013 als Mitglied in die Leopoldina in der Sektion Ökonomik und Empirische Sozialwissenschaften aufgenommen und ist seit 2019 stellvertretende Senatorin dieser Fachsektion.

Bettina Rockenbach ist eine deutsche Wirtschaftswissenschaftlerin. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Design von Mechanismen zur Beförderung von Kooperation in sozialen Dilemma-Situationen und von Rahmenbedingungen für sozial verantwortliches wirtschaftliches Handeln. Zur Bewältigung der drängenden Konflikte des menschlichen Zusammenlebens, wie Ressourcenverteilung, Klimaschutz oder Global Health, ist die Kooperation der Akteure unerlässlich. Die Divergenz von individuellen und gemeinschaftlichen Interessen – das soziale Dilemma – stellt die Zusammenarbeit vor enorme Herausforderungen. Mit Methoden der Spieltheorie und der empirischen Verhaltensökonomie untersucht Bettina Rockenbach die Voraussetzungen für erfolgreiche Kooperation. In ihren Arbeiten trägt sie sowohl zur Grundlagenforschung als auch zur Anwendung der wissenschaftlich gewonnenen Erkenntnisse auf aktuelle Probleme bei. Bettina Rockenbach und ihre teilweise interdisziplinären Teams konnten unter anderem die Bedeutung und die Interaktion von Vertrauen, Reziprozität, Reputation und sozialen Sanktionsmöglichkeiten für stabile Kooperation nachweisen. Sie haben zu einem besseren Verständnis der Marktbedingungen für moralisches und sozial verantwortliches Handeln beigetragen und erfolgreich Mechanismen für eine nachhaltigere Nutzung von natürlichen Ressourcen entwickelt und implementiert.

Bettina Rockenbach studierte Mathematik, Volkswirtschaftslehre und Informatik an der Universität Bonn und erlangte 1988 ihr Diplom im Fach Mathematik. 1993 wurde sie mit einer von Prof. Dr. Reinhard Selten (Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften 1994 und Mitglied der Leopoldina) betreuten Arbeit im Fach Volkswirtschaftslehre promoviert. 1999 habilitierte sie sich im Fach Volkswirtschaftslehre an der Universität Bonn. Von 2000 bis 2011 war Bettina Rockenbach Professorin für Mikroökonomie mit Schwerpunkt Industrieökonomie an der Universität Erfurt. 2011 folgte sie einem Ruf an die Universität zu Köln, wo sie als Professorin für Verhaltensökonomie forscht und lehrt. Seit 2018 ist sie Direktorin des Reinhard Selten Institute der Universitäten Bonn und Köln. Am Max-Planck-Institut zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn forscht sie seit 2019 als Senior Research Fellow. Ihre wissenschaftliche Arbeit wurde unter anderem mit dem Hendrik-Casimir-Karl-Ziegler-Forschungspreis der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften ausgezeichnet.

Neben ihrer wissenschaftlichen Expertise bringt Bettina Rockenbach durch ihr Engagement in unterschiedlichen Wissenschaftsgremien und dem Hochschulmanagement umfangreiche Erfahrung im Wissenschaftsmanagement mit. So war sie acht Jahre lang Prorektorin für Forschung und Innovation an der Universität zu Köln. Zuvor war Bettina Rockenbach an der Universität Erfurt von 2006 bis 2008 Dekanin der Staatswissenschaftlichen Fakultät und von 2008 bis 2011 Vizepräsidentin für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs. Von 2014 bis 2017 war sie Mitglied des DFG-Senats und seit 2020 ist sie Mitglied im ERC Advanced Grant Peer Review Panel (SH1).