Halle (Saale) ist keine “Stadt der Wissenschaft”

von 29. März 2011

Im zweiten Anlauf hat es auch nicht geklappt. Die Stadt Lübeck ist am Dienstag in Mainz mit dem Titel "Stadt der Wissenschaft" ausgezeichnet worden. Der Präsident des Stifterverbandes, Arend Oetker, gab die Entscheidung soeben bekannt. Halle (Saale) ist damit erneut unterlegen.

Verbunden ist die Auszeichnung mit einem Preisgeld von 250.000 Euro. Laut Jury sei ausschlaggebender Punkt gewesen, wie eng Stadt und Wissenschaft im Kampf für den Erhalt der Universität zusammengewachsen sind.

Neben Halle und Lübeck hatte sich auch Regensburg um den Titel beworben. Die Saalestadt hatte große Unterstützung erhalten, so von der Leopoldina, den Franckeschen Stiftungen, den Hochschulen und Instituten der Stadt, aber auch von der Prominenz wie Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Tagesschausprecherin Susanne Daubner.

200.000 Euro hatte Halle für die Bewerbung ausgegeben.

„Halle hat sich im Titelrennen um die Stadt der Wissenschaft hervorragend geschlagen. Gewonnen hat sie nicht, das ist schade. Es ist aber gelungen, die Wissenschaft enger zu vernetzen. Das sollte zum Vorteil der ganzen Region ausgebaut werden“, so Carola Schaar, Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK), anlässlich der Auszeichnung Lübecks zur „Stadt der Wissenschaft 2012“. „Das entfachte Feuer für die Wissenschaft muss genutzt werden, um die nachgewiesenen Qualitäten Halles weiter zum Leuchten zu bringen“, betonte Schaar.

Mit der Martin-Luther-Universität, mehreren außeruniversitären Forschungseinrichtungen, dem Sitz der Nationalen Akademie der Wissenschaften und der Kulturstiftung des Bundes verfüge Halle über bedeutende wissenschaftliche Einrichtungen auf höchstem internationalem Niveau. Schaar: „Die starke Wissenschaft ist ein wichtiger Standortfaktor für die Ansiedlung innovativer Unternehmen. Auch beflügelt sie die Wirtschaft und setzt Wachstumskräfte frei.“ So arbeiten zahlreiche Unternehmen im Großraum Halle eng mit der Wissenschaft zusammen, gingen und gehen aus ihr hervor. Daraus entstünden auf beiden Seiten Synergien. „Wirtschaft und Wissenschaft sichern Arbeitsplätze und bringen die Region voran. Diese Erfolgsgeschichte muss mit nachhaltigen Konzepten und Maßnahmen fortgeschrieben werden“, appellierte die IHK-Präsidentin.

Die IHK fördert aktiv den Wissenschaftsstandort: Gründungswillige technologieorientierte Unternehmen werden auf dem Weg in die Selbstständigkeit vorbereitet. Das Mitteldeutsche Patentinformationszentrum, ein Tochterunternehmen der IHK, führt Erfinderberatungen durch, informiert über gewerbliche Schutzrechte und nimmt Patentanmeldungen entgegen. Seit Jahren unterstützt die IHK zudem das Technologie- und Gründerzentrum Halle, das Hightech-Netzwerk Weinberg Campus und kooperiert eng mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

"Als die Jury des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft ihre Entscheidung verkündete, waren wir schon enttäuscht", sagt Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados. "Aber es bleibt das Wissen: Es war eine gute Bewerbung. Alle beteiligten Akteure aus Wissenschaft, Bildung, Kultur und Politik haben vor allem eine glückliche Erfahrung gemacht: Wenn wir an einem Strang ziehen und uns in unseren Zielen einig sind, dann entstehen neue Ideen, dann gibt es die berühmten „Synergieeffekte“, und das Ganze macht auch noch Spaß!
Dieses Wissen bestärkt uns darin, den gemeinsam begonnenen Weg mit den beteiligten Partnern fortzusetzen. Die gute Vernetzung, das partnerschaftliche Miteinander und nicht zuletzt die vorangegangene Bürgerbeteiligung zur Ideenfindung werden für uns auch weiterhin das sprichwörtliche Salz in der Suppe sein, um viele Projekt aus unserem Konzept auch ohne Titel umzusetzen. Darauf freuen wir uns schon.
Ich danke allen, die sich intensiv eingebracht, diskutiert und ihre ganze (Geistes)Kraft investiert haben, für ihr unermüdliches Engagement, und wünsche uns Kraft und Erfolg für die nun anstehenden Herausforderungen.", so die Oberbürgermeisterin nach der Preisverleihung.

"Wenn man die Strukturen vor Ort betrachtet, wird man feststellen, dass in Halle Wissenschaft in der Mitte der Gesellschaft stattfindet. Das bedeutet: Halle ist eine „Stadt der Wissenschaft“, ob mit oder ohne Titel", sagen Dr. Petra Sitte, Sprecherin für Forschungs- und Technologiepolitik der Bundestagsfraktion DIE LINKE und der Landtagsabgeordnete Hendrik Lange in einer gemeinsamen Erklärung. "Die Bewerbung um den Titel des Stifterverbands der deutschen Wirtschaft war eine Investition in die Zukunft. Im Rahmen des Verfahrens haben sich die Potenziale der Vernetzung zwischen den Disziplinen und zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft verstärkt. Nicht zuletzt war die hohe Resonanz in der Bevölkerung spürbar. Diesen Prozess gilt es beizubehalten. Deswegen schlagen wir vor, 2012 zu einem „Jahr der Wissenschaften“ in Halle zu machen und die Ideen aus der Bewerbung aufzugreifen."

„Hätte die Jury lediglich über die halbstündige Präsentation ihr Urteil zu fällen, wäre Halle der Titelgewinner“, ist sich Halles Stadtmarketing-Chef Stefan Voß sicher. „Das fünfköpfige Halle-Team zeigte sich emphatisch, mit viel Herzblut und sehr begeisterungsfähig“, so Voß weiter.