Wird Leipzig zur zweiten Drehscheibe?

von 10. September 2015

So erklärte Kreisverwaltungsreferent Wilfried Blume-Beyerle dieser Tage gegenüber der in München erscheinenden TZ: „Die Vorbereitung einer zweiten Drehscheibe in Leipzig und eventuell in einer dritten Stadt im Norden ist dringend notwendig.“ Neben der Frage der Verteilung und Unterbringung sprach er auch die Frage der Betreuung an. Es fehle einfach an Personal. Außerdem machte er sich Sorgen, wegen des Massenansturms zum Oktoberfest und der möglichen Konflikte zwischen den sehr unterschiedlichen Gruppen. Befragt nach der Herkunft der Flüchtlinge sagte Blume-Beyerle, dass es wohl vor allem Syrer sind. Doch das wisse man nicht so genau. Was er beschreibt, ist das blanke Chaos: „Eine Registrierung findet ja derzeit nicht mehr statt. Und das macht die Arbeit nicht leichter. Wir verzeichnen einen beträchtlichen Schwund. Wir fahren 1000 Menschen in die Messe hinaus und ein paar Stunden später fehlen 200 oder 300. Sie bestellen sich ein Taxi und fahren auf eigene Faust weiter – keiner weiß, wohin.“

Seit Montagabend kursieren Informationen, wonach es auf Bundesebene Überlegungen gibt, Leipzig zur großen Flüchtlingsverteilstelle zu machen. Wie Hallelife aus informierten Kreisen in der Leipziger Stadtverwaltung weiß, geht es dabei nicht um den Hauptbahnhof in Leipzig, sondern um eine Bahnstation in der Nähe des Flughafens Leipzig/Halle. Von dort würden, so der Plan, die Flüchtlinge dann auf die Aufnahmestationen der Länder verteilt.

Das Flüchtlingsthema ist inzwischen omnipräsent und Gesprächsthema Nummer Eins auf der Straße, in Gaststätten und Privatunterkünften. Dabei hat sich inzwischen eine Kontroverse entwickelt, in der kritische Stimmen lauter werden. Kritik an der Flüchtlingspolitik der Landesregierung von Sachsen-Anhalt kommt aus den Reihen von Grünen und Linken. Das am Dienstag, 8. September 2015, vorgelegte Unterbringungskonzept (Hallelife berichtete) sei völlig unzureichend. Rhetorik und tatsächliches Handeln passten nicht zusammen. Leidtragende seien Asylsuchende und Flüchtlinge. Stimmen gegen die massive Konzentration von Flüchtlingen an einem Ort kommen aus der CDU. Die dezentrale Unterbringung habe sich bewehrt.

Aus einer ganz anderen Richtung kommt die Kritik, von der Hallelife aus irakischen Flüchtlingskreisen erfuhr. Demnach befinden sich in den Flüchtlingsströmen Extremisten, die inzwischen auch in Halle Quartier haben. Christen, die vor Diskriminierungen durch Muslime flohen, sehen sich eben jenen Kräften nun in Deutschland gegenüber. Kritische Beobachter des Geschehens warnen vor den Folgen fehlender Kontrolle. Die Sorge vor einer außer Kontrolle geratenen Entwicklung kommen auch aus Ungarn, wo viele Flüchtlinge durchziehen auf dem Weg nach Deutschland. So sprach zuletzt der römisch-katholische Bischof von Szeged-Csanád, Laszlo Kiss-Rigo, von einer „Invasion“. Zeitgleich engagiert sich in Ungarn allen voran Migrant Solidarity Group of Hungary (Migszol) gegen die „Kriminalisierung“ der Flüchtlinge. Ungarn in Halle beklagen indes die einseitig negative Medienberichterstattung über Ungarn in Deutschland.

Leipzigs OBM Burkhard Jung (SPD) sagte dazu gestern:„Es wird keinen Verteilbahnhof für Flüchtlinge in Leipzig geben.“ Er widersprach damit Informationen des Freistaates, wonach Leipzigzum Drehkreuz einer Aufteilung von Flüchtlingen für Ostdeutschland werden sollte.Die Pläne des Innenministeriums Sachsen lehnt er strikt ab.

Beitrag in der LVZ

http://www.lvz.de/Specials/Themenspecials/Fluechtlinge-in-Leipzig/Jung-Leipzig-wird-kein-Drehkreuz-fuer-Fluechtlinge

Beitrag in der TZ

http://www.tz.de/muenchen/stadt/fluechtlinge-muenchen-kvr-chef-blume-beyerle-das-geht-nicht-mehr-lange-gut-tz-5503635.html

Aussage des ungarischen Bischofs in der Washington Post

https://www.washingtonpost.com/world/hungarian-bishop-says-pope-is-wrong-about-refugees/2015/09/07/fcba72e6-558a-11e5-9f54-1ea23f6e02f3_story.html

Migszol – Flüchtlingshilfsorganisation in Ungarn

https://www.migszol.com