Weitere Familienhebammen in Sachsen-Anhalt

von 2. April 2011

In Sachsen-Anhalt haben 14 junge Frauen ihre Fortbildung zur Familienhebamme begonnen. Das Land fördert die Qualifizierung mit 18.000 Euro, auch der Landeshebammenverband trägt einen Teil der Kosten.

Die Ausbildung umfasst acht jeweils dreitägige Module. Inhaltlich reicht die Fortbildung vom Adoptionsrecht bis zur Zahngesundheit. Zusätzlich zur Betreuung haben die Familienhebammen die Aufgabe, vor Ort mit Schwangerschaftsberatungsstellen, Gesundheitsämtern, Gynäkologinnen und Gynäkologen, Kinderärzten und Kinderärztinnen sowie Projektträgern Kontakt aufzunehmen.

Und auch der Bund scheint sich nun zu interessieren. Zeitlich befristet von 2012 bis 2015 sollen pro Jahr rund 30 Millionen Euro für die Etablierung von Familienhebammen investiert werden. Sachsen-Anhalts Sozialminister Norbert Bischoff hat den vom Bund vorgelegten Entwurf für ein Kinderschutzgesetz grundsätzlich gelobt, zugleich aber eine Verstetigung der Unterstützungsprojekte gefordert. „Familienhebammen sind ein gutes Projekt, um Kinder und Familien mit Hilfebedarf zu unterstützen. In Sachsen-Anhalt haben wir das Projekt bereits 2006 gestartet und seitdem durchweg positive Rückmeldungen bekommen. Wenn der Bund unser Modell jetzt aufgreift, freut mich das natürlich erst einmal. Kritisch sehe ich aber die von vornherein befristete Finanzierungszusage des Bundes. Ich sehe die Gefahr, dass hier allein ein Strohfeuer entfacht wird. Kinderschutz braucht aber Verlässlichkeit.“ Bischoff regte an, die Finanzierung für die Familienhebammen dauerhaft in bestehende Strukturen des Gesundheitsbereichs einzubinden.

In Sachsen-Anhalt sind aktuell 34 Familienhebammen im Einsatz. Seit Start des Projektes im Jahr 2006 haben sie mehr als 1.000 Familien unterstützt. Das Land fördert die Arbeit der Familienhebammen in diesem Jahr mit rund 700.000 Euro. Bischoff sagte: „Die weiteren 14 Familienhebammen tragen dazu bei, dass wir unser flächendeckendes Netz zum Schutz und Wohl von Kindern und Familien qualifizieren. Jugendämter und Beratungsstellen, aber auch Familien oder Alleinerziehende selbst, sagen uns, dass wir mit dem Angebot richtig liegen. Unterstützung muss so früh wie möglich ansetzen.“

Die LIGA der Freien Wohlfahrtspflege in Sachsen-Anhalt fordert von der Landespolitik aber nicht nur die Etablierung von Familienhebammen, sondern auch den Erhalt der bestehenden Schwangerschafts- und Familienberatungsstellen. „Wenn in den Koalitionsverhandlungen jetzt neue Ziele und Vorhaben abgesteckt werden, dürfen erfolgreiche Strukturen der sozialen Arbeit nicht aus dem Blick verloren oder gar aufgegeben werden“, so LIGA-Vorsitzender, AWO Geschäftsführer Wolfgang Schuth. Vor dem Hintergrund der Diskussion um die Neugestaltung der Beratungslandschaft in Sachsen-Anhalt sei es den Wohlfahrtsverbänden wichtig darauf hinzuweisen, dass der Ausbau von Familienhebammen im Land nicht zulasten der bereits bestehenden Schwangerschaft- und Familienberatungsstellen erfolgen sollte. Nur die Vernetzung dieser sich sehr gut ergänzenden Hilfsangebote sichere frühzeitige und effektive Hilfen für Rat suchende Familien. Unterstützende Leistungen für Schwangere und junge Familien werden durch Schwangerschaftsberatungsstellen angeboten. 33.000 Frauen und Männer wurden in 46 Schwangerschaftsberatungsstellen in Sachsen-Anhalt im Jahr 2009 beraten. Die Begleitung der Frauen und Familien erfolgt nicht nur während der Schwangerschaft, sondern auch nach der Geburt des Kindes.